Die Weltkonferenz zu Tabak oder Gesundheit brachte viele neue Impulse für Unfairtobacco.org. Einziger Wermutstropfen: die Konferenzdeklaration verpasste eine wichtige Solidaritätsbekundung für Tabakbauern und -bäuerinnen.
Vom 20. bis 24. März 2012 fand in Singapur die fünfzehnte Weltkonferenz zu Tabak oder Gesundheit statt. Dank Ihrer Spenden nahm unsere Mitarbeiterin Laura Graen als Delegierte für Unfairtobacco.org an der Konferenz teil und hielt zwei Vorträge.

Malawi und die Ausstellung „Big Tobacco“

In ihrer ersten Präsentation am 21. März machte Laura Graen auf die prekäre Lage von Arbeiter*innen auf Malawis Tabakplantagen aufmerksam. Etwa 300.000 bis 500.000 sogenannte Pächter*innen leben und arbeiten dort unter sklaverei-ähnlichen Bedingungen. Die Präsentation hatte das Ziel, Gesundheits- und Tabakkontroll-Verfechter für die Sache der Tabakarbeiter*innen zu gewinnen.

„Am Anfang und am Ende der Wertschöpfungskette verursacht die Tabakindustrie Armut. Nur diejenigen in der Mitte der Kette – die Tabakfirmen selbst – gewinnen dabei“, sagte Laura Graen während ihres Vortrags.

Im zweiten Vortrag am 23. März teilte unsere Delegierte die Erfahrungen, die wir mit der Ausstellung „Big Tobacco“ gemacht haben und verwies auf unsere neue Social Media-Arbeit (Facebook, Twitter). Das Publikum zeigte reges Interesse an der Austellung und ihrer Wirkung auf Jugendliche. Durch neu gewonnene Kooperationspartner*innen könnte sogar eine Übersetzung der Bildungsmaterialien ins Englische zustande kommen.

Menschenrechte: ein großes Thema auf der Konferenz

Das Thema Menschenrechte zog sich durch viele Veranstaltungen während der Hauptkonferenz. Besonders fokussiert wurde es jedoch während des Treffens des Netzwerks Menschenrechte und Tabakkontrolle (Human Rights and Tobacco Control Network, HRTCN) diskutiert. Hauptthema des HRTCN-Treffens war die sogenannte „Schatten-Berichterstattung“.

Im Tabakanbau und durch Tabakkonsum werden häufig Menschenrechte verletzt: die hohe Zahl von Kinderarbeiter*innen auf Tabakplantagen (Verletzung des Kinderarbeitsverbots bei gefährlichen Arbeiten) oder der fehlende Schutz für Nichtraucher*innen (Verletzung ihres Rechts auf Gesundheit) sind zwei Beispiele dafür. Geht es nach der Meinung vieler Teilnehmer*innen des HRTCN-Treffens und der Hauptkonferenz, so sollen diese Themen in Zukunft häufig in Schattenberichten auftauchen.

Konferenzdeklaration verpasst Verweis auf Kinderarbeit

Zum Abschluss der Weltkonferenz zu Tabak oder Gesundheit verlasen die Konferenzorganisator*innen die Konferenzdeklaration. In der letzten Empfehlung dieser Erklärung heißt es:

„11. All countries include specifics on tobacco consumption in their reports to the Committee for the Convention of All Forms of Discrimination Against Women (CEDAW), to the Committee on the Convention of the Rights of the Child (CRC) and to the International Covenant on Economic, Social and Cultural Rights (ICESCR) which are cited in the preamble of the WHO FCTC.“

Mit großer Enttäuschung nehmen wir auf, dass die Konferenz zwar die enge Verbindung zwischen Tabakkontrolle und Menschenrechten zieht, es jedoch verpasst hat, an dieser Stelle auch auf die Verletzung von Menschenrechten in der Tabakproduktion zu verweisen. Tabakanbau ist weltweit geprägt von Kinderarbeit, fehlendem Mutterschutz, sklaverei-ähnlichen Arbeitsbedingungen usw. Die Konferenz hat es nicht geschafft, diesen Zusammenhang aufzuzeigen und dadurch weitere Mitstreiter*innen für den Kampf gegen die Tabakindustrie zu gewinnen.

Vielen Dank an unsere Spender*innen!

Unsere Teilnahme an der Weltkonferenz wurde ausschließlich durch Ihre Spenden finanziert. Vielen Dank für Ihre großartige Unterstützung für die internationale Vernetzung von Unfairtobacco.org.