Knapp eine Woche vor Termin hat die Polizei von Bali die Genehmigung für die Tabakmesse zurückgenommen.

Freitag Nacht konnte die Westfalenhallen Dortmund GmbH ihre Position nicht mehr halten. Über Wochen hatte die städtische Messegesellschaft darauf beharrt, die Inter-tabac ASIA würde trotz des massiven internationalen Protestes in Bali stattfinden. Nun wurde sie eines Besseren belehrt: die Polizei von Bali zog die im September 2013 erteilte Genehmigung zurück. Die Westfalenhallen mussten den Termin 27./28. Februar 2014 absagen.

Herzlichen Glückwunsch, Indonesien!

Ganz besonders herzlich beglückwünschen wir die Aktiven in Indonesien, die sich für eine Absage der Messe stark gemacht haben. Eine breite Allianz von Akteuren aus dem Gesundheitsbereich, Regierungsstellen, der Universität, der Tourismusindustrie, Nichtregierungsorganisationen (v.a. Indonesia Bebas Rokok und Bali Tobacco Control Initiative) sowie lokale Medien hat den öffentlichen Druck solange aufrecht erhalten, bis die Erlaubnis für die Messe zurückgezogen wurde.

Warum ist das besonders bemerkenswert? Weil Indonesien bis heute die WHO Rahmenkonvention zur Tabakkontrolle (FCTC) nicht ratifiziert hat und in der Tabakbranche als „der boomende Markt“ Asiens galt. Nun haben die Menschen in Indonesien, dem sechstgrößten Tabakproduzenten weltweit, ein deutliches Zeichen gesetzt: Wir sind nicht der Aschenbecher der Tabakindustrie!

Chronologie des Widerstands

1. Dezember 2013: Yosef Rabindanata Nugraha (Indonesia Bebas Rokok) und Max Vollmer (Deutscher Jugendschutzverband) starten eine Petition auf change.org und fordern den Dortmunder Oberbürgermeister Sierau auf, die Inter-tabac ASIA zu stoppen. Unterstützt werden sie von der Kampagne Dortmund Kills.

Januar 2014: Zahlreiche (internationale) Organisationen und Bundestagsabgeordnete schreiben offene Briefe an OB Sierau mit derselben Forderung.

24. Januar 2014: Der Protest in Indonesien erreicht eine solche Größe, dass der Gouverneur von Bali, Made Mangku Pastika, öffentlich die Messe ablehnt. Er verweist auf das seit Januar 2014 geltende Gesetz zu Nichtraucherbereichen, das durch diese Messe verletzt wird.

3. Februar 2014: Yosef R. Nugraha ist zur Petitionsübergabe in Dortmund und will über 11.000 Unterschriften an OB Sierau überreichen. Dieser lehnt eine Terminvereinbarung ab und lässt schließlich sogar mit der Polizei drohen. Yosef dazu: „Ich bin fassungslos. In Indonesien werden in einem solchen Fall die Bürger von der Regierung empfangen. Der Oberbürgermeister zeigt keinen Respekt gegenüber seinen eigenen Bürgern und den Tausenden Indonesiern, die gegen die Messe protestieren.“ Dies wird in indonesischen Medien berichtet.

10. Februar 2014: Der Gouverneur von Bali betont, er würde die Messe schließen lassen, sollten die Organisatoren auf der Durchführung bestehen.

13. Februar 2014: Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen stellt in der Dortmunder Stadtratssitzung einen Dringlichkeitsantrag: Städtische Tochterunternehmen müssen auch der „MagnaChartaRuhr.2010 – gegen ausbeuterische Kinderarbeit“ genügen. Der Antrag wird abgelehnt und vertagt.

16. Februar 2014: In Bali demonstrieren Medizinstudent*innen und bedanken sich beim Gouverneur für die Ablehnung.

17. Februar 2014: Der Koordinierende Minister für das Volkswohl fordert OB Sierau auf, die Messe abzusagen.

21. Februar 2014: Das Messezentrum in Bali teilt den Westfalenhallen mit, dass die Polizei die Genehmigung für die Messe zurück genommen hat.

Westfalenhallen suchen neuen Ort – Augen auf!

Die Pressemitteilung der Westfalenhallen Dortmund GmbH zeigt die Uneinsichtigkeit der Verantwortlichen. Die Inter-tabac ASIA sei verschoben. Es würde ein neuer Ort und Termin gesucht, um die Messe „nachzuholen“. Möglicherweise wird das schwieriger, als die Veranstalter annehmen, denn schließlich haben sich einige Regierungen auf die Seite Indonesiens gestellt: Nepal, Kambodscha, Myanmar, Vietnam und Osttimor.

Die Philippinen hatten die Messe schon zweimal gegen massiven Protest der Bevölkerung zugelassen. Es gibt schon Gerüchte, dass es wohl ein weiteres Mal versucht wird. Augen auf!