Pressemitteilung von Corporate Accountability International (CAI) und Unfairtobacco

Nach einigen Ausschlüssen von Tabakfirmen aus hochkarätigen internationalen Gremien wird die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) entscheiden, ob auch sie die Verbindungen zur Tabakindustrie kappen will. Die Entscheidung, die während des Treffens des Verwaltungsrats in diesem Monat gefällt werden soll, könnte eine der letzten Einflussmöglichkeiten der Tabakindustrie bei den Vereinten Nationen beenden.

Vor dieser Entscheidung rufen Gesundheits- und Gewerkschaftsvertreter*innen aus aller Welt in einem Brief an die Regierungsvertreter*innen im ILO-Verwaltungsrat dazu auf, die Partnerschaft der ILO mit der Tabakindustrie aufzukündigen. Schon zuvor haben das Sekretariat des WHO Tabakrahmenabkommens (WHO FCTC) und andere Organisationen die ILO dazu aufgefordert, die Türen vor der Tabakindustrie zu verschließen.

„Wir machen seit Jahren darauf aufmerksam, wie die Tabakindustrie Bäuerinnen und Bauern schadet und wie große Tabakunternehmen sich als Entwicklungshelfer in Tabakanbauländern präsentieren,“ sagte Sonja von Eichborn, Leiterin von Unfairtobacco bei BLUE 21 in Berlin. „Jetzt hat die ILO die Chance, das Richtige zu tun und die Arbeiter*innen statt die Profite von Unternehmen zu schützen.“

In den vergangenen 15 Jahren hat die ILO mehr als 15 Millionen US-Dollar von Tabakunternehmen für gemeinsame Programme erhalten, darunter mehr als 10 Millionen US-Dollar von Japan Tobacco International im sog. ARISE-Programm. Die Industrie fördert diese Programme, um ihre Öffentlichkeitsarbeit zu stärken.

Doch solche CSR-Programme, wie sie auch von der Tabakindustrie-finanzierten Eliminating Child Labour in Tobacco Growing Foundation (ECLT) umgesetzt werden, tragen wenig dazu bei, Kinderarbeit in Tabakfeldern einzudämmen. Denn der von der Tabakindustrie befeuerte Armutskreislauf der Tabakbäuerinnen und -bauern, der Kinder auf die Felder zwingt, wird von diesen Programmen nicht durchbrochen, wie die Gewerkschaft der Tabakarbeiter*innen in Malawi (TOAWUM) erklärt.

Die Nähe der ILO mit der Tabakindustrie verletzt einen Kernsatz der WHO FCTC, der den Schutz von Gesundheitspolitik vor den Interessen der Tabakindustrie fordert. Die ILO wird von der Tabakindustrie als ein Weg angesehen, gesundheitspolitische Maßnahmen zu unterwandern, wie interne Firmendokumente zeigen.

„Big Tobacco ist inzwischen so geächtet, dass sogar Konzerninitiativen wie der UN Global Compact und das International Tax and Investment Center gezwungen sind, die Verbindungen abzubrechen“, sagte Cloe Franko, internationale Organisatorin der Challenge Big Tobacco Kampagne bei Corporate Accountability International. „Es ist an der Zeit, dass die ILO diesen Beispielen folgt und die Schäden, die Big Tobacco für die öffentliche Gesundheit, die Arbeiter und die Umwelt bedeutet, anerkennt und ihre Partnerschaften mit der Industrie beendet.“

Deutschland könnte hier eine entscheidende Rolle spielen. Als weltweit führender Zigarettenexporteur beheimatet das Land Fabriken aller großen Tabakkonzerne. Im ILO-Verwaltungsrat hält die Bundesrepublik einen ständigen Sitz als Land von großer industrieller Bedeutung. Die deutsche Regierung könnte seine Macht nutzen, um sich für die öffentliche Gesundheit ebenso einzusetzen wie für Arbeits- und Menschenrechte.

Seit 1919 bringt die ILO Regierungen, Arbeitgeber und Arbeiternehmer zusammen, um internationale Standards für Arbeitsbedingungen zu setzen.

Kontakte

Deutschland
Sonja von Eichborn | eichborn@unfairtobacco.org | +49-30-6946101

USA
Cloe Franko | cfranko@stopcorporateabuse.org | +1-617-695-2525

 

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Pressemitteilung von CAI und Unfairtobacco [pdf]

Brief an die Regierungen im ILO-Verwaltungsrat [pdf]

Jetzt hat die ILO die Chance, das Richtige zu tun und die Arbeiter*innen statt die Profite von Unternehmen zu schützen.