Am Welttag gegen Kinderarbeit machen wir uns erneut für das Lieferkettengesetz stark. Denn noch immer arbeiten im Tabakanbau Kinder unter ausbeuterischen Bedingungen. Für ein Ende dieser Praxis sind das deutsche Lieferkettengesetz und die EU-Lieferkettenrichtlinie sehr wichtige Werkzeuge.
Immer noch arbeiten weltweit Millionen von Kindern unter ausbeuterischen Bedingungen, so auch im Tabakanbau. Berichte aus allen bedeutenden Tabakanbauländern wie bspw. Brasilien, Indonesien oder Malawi decken auf, dass Kinder ab fünf Jahren auf Tabakfeldern tätig sind, häufig unter gefährlichen und gesundheitsschädlichen Arbeitsbedingungen. Unser neuer Hintergrundartikel zeigt: Kinder kommen mit Pestiziden in Kontakt, arbeiten mit gefährlichen Werkzeugen und in extremer Hitze, tragen schwere Lasten und sind bei der Ernte der grünen Tabakblätter der Gefahr einer Nikotinvergiftung ausgesetzt.
Die Tabakindustrie profitiert nach wie vor von diesen ausbeuterischen Bedingungen, während die Kinder selbst ihre Gesundheit, Bildung und Zukunft aufs Spiel setzen müssen. Das liegt vor allem an den geringen Preisen für den Rohtabak, durch die Tabak anbauende Familien kaum ihren Lebensunterhalt verdienen können. Die Einnahmen sind meist so gering, dass kein Geld für die Bezahlung von Arbeiter*innen bleibt und deshalb auf die unbezahlte Arbeit der Kinder zurückgegriffen werden muss.
Wie kann Kinderarbeit im Tabakanbau verhindert werden?
Einen wichtigen Schritt zur Bekämpfung von ausbeuterischer Kinderarbeit in globalen Lieferketten stellt das Lieferkettengesetz (LkSG) dar. Es verpflichtet Unternehmen in Deutschland dazu, ihre Lieferketten auf Menschenrechtsverletzungen, einschließlich ausbeuterischer Kinderarbeit, zu überprüfen und dagegen vorzugehen. Das Gesetz gilt seit 2024 auch für die Zigarettenunternehmen in Deutschland, die mehr als 1.000 Mitarbeitende haben: Japan Tobacco International GmbH, Philip Morris GmbH und Reemtsma Cigarettenfariken GmbH. Diese Firmen müssen Risiken in ihrer Lieferkette identifizieren, Maßnahmen zur Vermeidung von ausbeuterischer Kinderarbeit ergreifen – etwa durch die Sicherstellung höherer Rohtabakpreise, die zu existenzsichernden Einkommen führen, und besserer Arbeitsbedingungen – und Transparenz schaffen. Das LkSG trägt so dazu bei, ausbeuterische Kinderarbeit zu verhindern und menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu fördern.
Wie hängt das mit der EU-Lieferkettenrichtlinie zusammen?
Die EU-Lieferkettenrichtlinie (EU CSDDD) trat nach intensiven Verhandlungen im Juli 2024 in Kraft. Sie setzt in vielen Bereichen höhere Standards als das deutsche Lieferkettengesetz, so etwa in der Risikoanalyse, die nun auch proaktiv den Beginn der Lieferkette umfassen muss. Sie erweitert außerdem die Anforderungen an Unternehmen, indem sie den menschenrechtlichen Bezugsrahmen u.a. um die Kinderrechtskonvention erweitert. Das umfasst also auch die im Tabakanbau betroffenen Kinderrechte auf Bildung, auf Gesundheit und auf Schutz vor wirtschaftlicher Ausbeutung. Damit wird die Verantwortung von Unternehmen für das Verhindern von ausbeuterischer Kinderarbeit künftig in allen EU-Mitgliedsstaaten in nationalen Lieferkettengesetzen verankert: Die europäische Richtlinie muss bis 2026 in nationales Recht umgesetzt werden.
Das Lieferkettengesetz steht auf der Kippe
Die beiden gesetzlichen Regelwerke gehören zu den größten Errungenschaften für Menschenrechte sowie Klima- und Umweltschutz der letzten Jahre. Doch vor einem Monat hat Bundeskanzler Merz nicht nur angekündigt, das deutsche Lieferkettengesetz (LkSG) abschaffen zu wollen, sondern sich zudem klar gegen die EU-Lieferkettenrichtlinie (EU CSDDD) ausgesprochen.
Diese Entwicklung gefährdet die Fortschritte im Kampf gegen Ausbeutung und für menschenwürdige Arbeitsbedingungen. Wir fordern Bundeskanzler Merz dringend auf, sich für den Erhalt des deutschen Lieferkettengesetzes und eine wirksame Umsetzung der EU-Lieferkettenrichtlinie einzusetzen. Denn im Koalitionsvertrag hatte sich die neue Bundesregierung klar zur Umsetzung der EU-Lieferkettenrichtlinie bekannt!
Unterstützen Sie die Petition, um das Lieferkettengesetz zu erhalten und effektiv gegen ausbeuterische Kinderarbeit vorzugehen. Setzen Sie sich gemeinsam mit uns für eine faire und gerechte Welt ein: Hier die Petition an Kanzler Merz unterschreiben!
Ohne Lieferkettengesetz droht ein Rückfall zu einem Wirtschaften, bei dem Ausbeutung und Umweltzerstörung als Wettbewerbsvorteil gelten.