Sie zahlen einfach nicht

Nicht für die Krankheiten, die ihre Produkte auslösen, wenn sie bestimmungsgemäß verwendet werden. Nicht für die Abholzung von Wäldern für den Tabakanbau oder die Vergiftung der Böden und Gewässer durch Chemikalien. Noch nicht einmal für den offensichtlichen Müll, den Sondermüll, die Entsorgung der giftigen Zigarettenkippen.

Zigaretten- und Rohtabakfirmen zahlen dafür nicht. Den Preis des Tabaks zahlen Flora und Fauna, an Land und im Wasser. Es zahlen ihn die Menschen, in Tabakanbaugebieten, an Meeresküsten, in Städten.

Lesen Sie in unserer neuen Studie „Ruinierte Natur“, was das Geschäft mit dem Tabak die Umwelt kostet.

Ökologischer Fußabdruck

Die Produktion von 6 Billionen Zigaretten verbraucht jedes Jahr 22 Mrd. Tonnen Wasser, 5,3 Mio. Hektar Land, 62,2 Gigajoule Energie und 27,2 Mio. Tonnen materielle Ressourcen. Sie verursacht jedes Jahr 25 Mio. Tonnen Müll, 84 Mio. Tonnen CO2 Äquivalent und 55 Mio. Tonnen Abwasser. Die weltweite Tabakindustrie hat damit einen ökologischen Fußabdruck vergleichbar mit Peru oder Israel. Die Wissenschaftler*innen des Imperial College London, die diese Zahlen errechnet haben, urteilten darüber so:

Beim Rauchen von Zigaretten verbrennt die entwickelte Welt im wahrsten Sinne des Wortes die Ressourcen ärmerer Länder. (Zafeiridou/Hopkinson/Voulvoulis 2018)

Der globale ökologische Fußabdruck der Tabakindustrie wirkt sich regional und lokal ganz unterschiedlich aus.

Unsere Studie „Ruinierte Natur“ sieht genauer hin, wo der Preis des Tabaks gezahlt wird.

Entwaldung, Pestizide und Nikotin

In den Tabakanbaugebieten von Tansania werden jedes Jahr Wälder gerodet, um Flächen für neue Tabakfelder und Feuerholz für die Auftrocknung des Tabaks zu gewinnen. Mwita M. Mangora stellt dar, welches Ausmaß die Entwaldung im Miombo-Trockenwald hat und wie sich dies auf die lokale Bevölkerung auswirkt.

In Bangladesch vergiften Agrochemikalien – Dünger, Fungizide, Pestizide – aus dem Tabakanbau die fruchtbaren Flussufer und das Wasser des Matamuhuri Flusses. Farida Akhter zeigt auf, wie der Tabakanbau sich durchs Land frisst und welche Folgen der abnehmende Fischbestand für die Menschen vor Ort hat.

In Deutschland geht es vor allem um die Zigarettenkippen, die achtlos in der Umwelt entsorgt werden, obwohl sie aus Plastik sind und eine erhebliche Menge an Giftstoffen enthalten. Susanna Knotz beschreibt die Verschmutzung der deutschen Ostseeküste und was vor Ort schon dagegen getan wird.

Tabakindustrie muss zahlen

Der Tabaksektor ist ein unnachhaltiger Sektor, in dem nachhaltige Produktions- und Konsummuster (SDG 12) nicht zu erreichen sind,

denn per Definition bezieht sich das SDG 12 auf Güter, die eine bessere Lebensqualität bieten und gleichzeitig den Verbrauch von natürlichen Ressourcen und giftigen Stoffen sowie die Emission von Müll und Schadstoffen über den Lebenszyklus des Produkts minimieren. (Zafeiridou/Hopkinson/Voulvoulis 2018)

Dennoch gibt es Möglichkeiten, die Schäden zu minimieren – in Tabakanbauländern, in Ländern mit großer Zigarettenproduktion oder einer hohen Rauchprävalenz. Dafür werden Finanzen benötigt. Es ist Zeit, das Konzept der Erweiterten Herstellerverantwortung auf die Tabakindustrie anzuwenden. Die multinationalen Unternehmen im Tabaksektor müssen sich am Preis des Tabaks beteiligen und zahlen.

Mit welchen Maßnahmen die Tabakindustrie in die Pflicht genommen werden könnte, lesen Sie in unserer Studie „Ruinierte Natur“.

Es gibt keine Rechtfertigung für die Zerstörung landwirtschaftlicher Flächen zugunsten einer toxischen Pflanze, die eine Bedrohung für das Leben und die Lebensgrundlagen darstellt. (Farida Akhter)
Ruinierte Natur. Entwaldung, Pestizide und Nikotin © Umweltstudie_Cover von Unfairtobacco / CC BY-NC-ND 4.0