Fair gehandelte Erdnüsse
In einer Region in Malawi lösen Erdnüsse Tabak als Haupteinnahmequelle ab
Zum ArtikelKinderarbeit im Tabakanbau ist sehr gefährlich und weltweit verboten. Trotzdem arbeiten in allen bedeutenden Tabakanbauländern Kinder auf den Feldern. Viele erkranken dadurch an der Grünen Tabakkrankheit.
Allein in Malawi arbeiten etwa 78.000 Kinder auf den Tabakplantagen. Aber auch in Brasilien, Indonesien, den USA und anderen Ländern ist Kinderarbeit im Tabakanbau weit verbreitet.
Das US-amerikanische Arbeitsministerium veröffentlicht jedes Jahr eine Liste der Waren, die mit Zwangs- und Kinderarbeit produziertwerden. Im Jahr 2016 standen für Tabak 16 Länder auf der Liste, die USA werden dort allerdings nicht genannt.1
Kinder ab 5 Jahren bereiten Saatbeete vor, indem sie Felder umgraben und Bäume fällen. Sie jäten Unkraut auf den Feldern, sie düngen den Tabak und sie sprühen Pestizide, ohne Schutzkleidung zu tragen.
Bei der Ernte der grünen Tabakblätter setzen sie sich der Gefahr einer Nikotinvergiftung aus. Denn sie nehmen das Nikotin aus den Blättern durch die Haut in den Körper auf. Schon eine kleine Menge des Nervengifts führt bei ihnen zur Nikotinvergiftung: Die Grüne Tabakkrankheit verursacht Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Schwindel und Schwächeanfälle.
Kinderarbeiter*innen in Malawi nehmen bis zu 54 Milligramm Nikotin pro Tag über die Haut auf, zeigt eine Studie von Plan International. Das ist soviel Nikotin wie in 50 Zigaretten enthalten ist.
Mit ihrer Arbeit tragen diese Kinder zum Einkommen ihrer Familien bei, die anders nicht über die Runden kommen würden.
Das liegt an den geringen Preisen, die Tabakkonzerne und Plantagenbesitzer*innen für die Ernte bezahlen. So müssen die Bauernfamilien mehr Tabak anbauen als sie mit der Arbeitskraft der Erwachsenen schaffen können. Die Bauern und Bäuerinnen können sich keine Saisonarbeiter*innen leisten. Kinder und andere Verwandte werden dagegen meist nicht bezahlt. Deshalb ist Tabakanbau Familienarbeit.
Kinderarbeit im Tabakanbau ist gefährlich, weil die Kinder dabei Chemikalien ausgesetzt sind. Außerdem ist die Pflanze selbst giftig. Durch die Arbeit im Tabakanbau können folgende Verletzungen und Krankheiten verursacht werden:
Außerdem gefährdet die Arbeit die kindliche Entwicklung und hindert die Kinder daran, eine ausreichende Schulbildung zu bekommen, sodass sie nicht aus dem Armutskreislauf ausbrechen können.
Und schließlich werden Kinder, die im Tabakanbau arbeiten, ausgebeutet, denn ihre Arbeitskraft wird nicht bezahlt.
Laut Artikel 32 der UN-Kinderrechtskonvention ist Kinderarbeit erlaubt, wenn es sich um leichte und ungefährliche Arbeiten handelt. Das ist beim Tabakanbau nicht der Fall: Kinder unter 18 Jahren dürfen deshalb keinerlei Arbeiten ausführen, die mit Tabakproduktion zu tun haben.
Tabakkonzerne müssen höhere Preise zahlen, sodass die Bauernfamilien davon leben können, ohne auf die Arbeit ihrer Kinder zurückzugreifen. Die Corporate Social Responsibility-Programme der Tabakindustrie wie zum Beispiel die Eliminating Child Labour in Tobacco Growing Foundation sind nur Imagepflege.
Die Grundrechte von Tabakbäuerinnen und -bauern sowie von Arbeiter*innen auf Tabakplantagen z.B. in Malawi müssen geachtet werden. Sie brauchen rechtlich einklagbare Verträge und ausreichende Bezahlung.
Tabakbauern und -bäuerinnen sowie Tabakarbeiter*innen brauchen alternative Einkommensmöglichkeiten.
In der UN-Kinderrechtskonvention ist eine Grundschulpflicht vorgeschrieben. Diese muss durchgesetzt werden. Außerdem werden mehr Schulen in Tabakanbauregionen benötigt (z.B. in Malawi).
Schulessen-Programme sind ein guter Anreiz, damit Kinder die Schule besuchen. Wenn dafür lokal angebaute Nahrungsmittel verwendet werden, ist das besonders gut: dadurch entstehen alternative Lebensgrundlagen in der betroffenen Region.
Tabak bestimmt sein Leben: Pflanzen wässern, Würmer absammeln, Unkraut jäten, reife Blätter ernten und sortieren.
Rahmad* (10 Jahre) lebt in Indonesien und hilft seinen Eltern auf den Tabakfeldern. Er erzählt: „Während mein Bruder die Pesitzide sprüht, jäte ich oft das Unkraut. Es stinkt. Immer wenn ich es rieche, wird mir schlecht und schwindlig.“
In der Erntezeit ist Rahmad oft auf dem Feld statt in der Schule.
© Human Rights Watch
* Name geändert