Die Produktion und der Konsum von Tabak schaden der Umwelt und dem Klima. Unzählige Zigarettenkippen werden achtlos weggeworfen und landen als giftiger Müll auf Straßen, in Wiesen und an Stränden. Doch dies ist nur der kleinste Teil des Problems und macht gerade mal ein Prozent des Klimafußabdrucks der Zigarettenindustrie aus. Bevor Zigaretten zu den Konsumierenden gelangen, hat ihre Herstellung schwerwiegende Folgen für Böden, Gewässer, Wälder und die Atmosphäre.

Klimafußabdruck der Zigarettenindustrie

Ein Klimafußabdruck beinhaltet zum einen die direkten Emissionen von Treibhausgasen und zum anderen die indirekten Emissionen, d.h. diejenigen, die durch Produkte entstehen, die in der Lieferkette verwendet werden. Alle Emissionen werden in CO2 umgerechnet und als CO2-Äquivalente bezeichnet. Das macht Klimafußabdrücke von Branchen oder Ländern vergleichbar.

Einen solchen Klimafußabdruck für die Zigarettenindustrie haben drei Wissenschaftler*innen errechnet und im Oktober 2018 veröffentlicht.

Grafik zum Klimafußabdruck der Zigarettenindustrie

Die Zigarettenindustrie verursacht jährlich rund 84 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente.

Dieser globale Klimafußabdruck entspricht ungefähr den CO2 Emissionen von Österreich oder Neuseeland oder dem Doppelten der Emissionen von Dänemark (2018). Darin enthalten sind der Anbau, die Trocknung und die Verarbeitung von Tabak, die Herstellung und der Vertrieb von Zigaretten sowie der Konsum inklusive des entstehenden Mülls. Mehr als drei Viertel, nämlich 78 % der Klimaschäden entstehen bei Anbau und Trocknung des Tabaks, zumeist im Globalen Süden, wo es wenig Umweltstandards gibt. Die Verarbeitung des Tabaks und die Zigarettenherstellung machen 20 %, also ein Fünftel, aus und die restlichen 2 % werden durch Vertrieb, Konsum und Müll verursacht.

Tabak Umwelt Klima

Wo werden Ressourcen verbraucht und welche Auswirkungen haben Tabak und Zigaretten auf die Umwelt?

Chemikalien im Tabakanbau

Tabak wird in Monokulturen angebaut und deshalb werden sehr viele Chemikalien gegen Pflanzenschädlinge, Pilzbefall und Unkraut eingesetzt. Sie sind sehr giftig, auch für Menschen. Manche sind krebserregend, schädigen das Erbgut und vergiften Luft, Wasser und Erde. Zu den bekannten Chemikalien gehören zum Beispiel das Mittel zur Bodendesinfektion Chlorpikrin und das Pestizid 1,3-Dichlorpropen. Beide Stoffe sind in der EU schon seit mehr als 10 Jahren verboten. Auch das Herbizid Glyphosat, das laut WHO Krebsbehörde wahrscheinlich krebserregend ist, wird im Tabakanbau verwendet, während in der EU seit Jahren kontrovers über ein Verbot diskutiert wird.

Diese Chemikalien und auch chemische Düngemittel sickern bei Feuchtigkeit in die Böden. Sie werden aus den Feldern in nahegelegene Wasserläufe ausgewaschen und gelangen ins Grundwasser, zum Teil sogar in die Meere. Die größtenteils irreversiblen Folgen müssen alle Menschen in Tabakanbaugebieten tragen und ihr Zugang zu sicherem Trinkwasser ist dadurch gefährdet.

Waldabholzung für Rohtabak

Nach der Ernte muss der Tabak getrocknet werden, zum Teil unter der Sonne, zum im Schatten an der frischen Luft und zum Teil in beheizten Öfen. Die beliebten American Blend Zigaretten enthalten als Hauptbestandteil Virginia-Tabak, der im so genannten flue curing-Verfahren getrocknet wird. Eine Woche lang hängen die grünen Blätter in Schuppen über heißen Röhren, die rund um die Uhr erhitzt werden. Jährlich werden für das flue curing 8 Millionen Tonnen Feuerholz benötigt. Dafür werden zumeist aus umliegenden Wäldern Bäume gefällt. Und damit nicht genug: weitere Waldflächen werden gerodet, um neue Felder zu erschließen. Denn Tabak benötigt viele Nährstoffe und laugt die Böden so stark aus, dass nach zwei bis drei Jahren neue Feldern nötig sind.

Die größte Zerstörung der Umwelt zeigt sich im Miombo-Trockenwaldgebiet in Südostafrika, das sich u.a. durch Malawi, Tansania, Sambia und Simbabwe zieht. In Tansania sind bis zu 6,5% der Entwaldung in Tabakanbaugebieten dem Tabak zuzuschreiben. In Simbabwe sind es laut Forstbehörde ca. 20% und in Malawi gehen Schätzungen sogar von bis zu 26% aus. Alle Menschen in der Region, nicht nur die Tabak anbauenden Familien, verlieren mit dem Wald auch ihre Lebensgrundlagen, da der Boden auf Dauer schutzlos gegenüber der Erosion ist.

Für die Klimakrise bedeutet das: Durch die Rodung von Wald fehlt der natürliche CO2-Speicher und durch die Holzverbrennung wird das CO2 in die Atmosphäre freigesetzt.

Wasserverbrauch und kontaminiertes Abwasser

Außerdem benötigt Tabak viel Bewässerung, weltweit jährlich 22 Milliarden Tonnen Oberflächen- und Grundwasser. Mit einem Wasserfußabdruck von knapp 3.000 Liter pro Kilo ist für den Anbau von Tabak doppelt so viel Wasser notwendig wie für Mais, fünfmal so viel wie für Maniok oder zehnmal so viel wie für Kohl. Für Länder wie Malawi oder Simbabwe ist das zusätzlicher Wasserstress bei ohnehin schon knappen Ressourcen.

In den Fabriken der Zigarettenindustrie wird der Tabak aufbereitet, mit Zusatzstoffen versehen und zu Zigaretten verarbeitet. Dafür werden weltweit jedes Jahr etwa 60 Millionen Tonnen Frischwasser verbraucht und gleichzeitig 55 Millionen Tonnen kontaminiertes Abwasser erzeugt. Das Abwasser enthält eine Reihe von Giftstoffen, darunter Ammoniak, Nikotin, Salzsäure, Nitrat, Chlor, Bleiverbindungen, Schwermetalle und viele weitere.

Giftiger Plastikmüll

Nach dem Rauchen werden Zigarettenkippen meist achtlos weggeworfen, auf den Boden, in den Gulli oder am Strand. Weltweit sind es nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation jedes Jahr 4,5 Billionen Zigarettenkippen, etwa drei Viertel aller gerauchten Zigaretten. Zigarettenkippen bestehen aus dem Filter und einem Rest Tabak, deren Bestandteile und Inhaltsstoffe in den Böden und Gewässern landen.

Die Filter sind aus dem Kunststoff Zelluloseacetat und zerfallen nur langsam. Es handelt sich also um Plastikmüll. Filter sind nicht biologisch abbaubar, sondern zerfallen in immer kleinere Teile bis hin zu Mikroplastik. An den Stränden weltweit stehen Zigarettenkippen ganz oben auf der Liste der häufigsten Müllstücke, die bei Küstenreinigungsaktionen gefunden werden. Die Gefahr besteht, dass Meerestiere sie mit Futter verwechseln und dies dazu führt, dass sich in ihren Mägen unverdauliche Stoffe sammeln, wie bei anderem Plastik auch.

Außerdem enthalten Zigarettenkippen viele toxische, krebserregende Substanzen, wie beispielsweise Arsen oder Blei, und natürlich Nikotin. Diese Substanzen gelangen zusammen mit den Kippen über Land und Kanalisation in Flüsse, Grundwasser und Meere. Gemessen am Nikotingehalt kann eine Zigarettenkippe 1.000 Liter Wasser so kontaminieren, dass kleinste Wasserorganismen wie Wasserflöhe geschädigt werden. Eine andere Laborstudie zeigte, dass die Auswaschungen einer Zigarettenkippe in einem Liter Wasser für die Hälfte der Meeres- und Süßwasserfische innerhalb von 48 Stunden tödlich ist.

Am Ende des Produktzyklus fällt die Bilanz negativ aus: Tabak zerstört die Umwelt und das Klima. Ein Produkt, das zum Überleben nicht notwendig ist, sondern sogar die Hälfte der Konsumierenden bei bestimmungsgemäßem Gebrauch tötet, trägt mit Schäden an Böden, Gewässern, Wäldern und der Atmosphäre so viel zur Klimakrise bei wie ein kleines Industrieland.

Knapp 45 Millionen Tonnen CO2 entstehen durch die Trocknung von Tabak – rund die Hälfte aller Emissionen der Zigarettenindustrie.

Downloads

SDG-Factsheet Nr. 5
Tabak | Gewässer | Meere

SDG-Factsheet Nr. 6
Tabak | Wälder

Studie
Ruinierte Natur: Entwaldung, Pestizide und Nikotin

Trickfilm
Wie beeinflusst Tabak die Umwelt 

Keynote bei der VIVID Online-Tagung 30.05.2022
Wie Tabak die Umwelt zerstört