Tabak-freie Farmen
Das "Tobacco-Free Farms" Projekt wurde 2022 als Pilotprojekt im Bezirk Migori in Kenia gestartet.
Zum ArtikelAm 20. November 1989 verabschiedete die UN-Generalversammlung ein Abkommen, das in 54 Artikeln die Rechte von Kindern formuliert und verbindliche Standards zum Wohl des Kindes festlegt: die UN-Kinderrechtskonvention.
Wir zeigen, wo und wie in der Produktions- und Konsumkette von Tabak die Rechte von Kindern verletzt werden.
Die UN-Kinderrechtskonvention wurde von allen Staaten der Welt ratifiziert, außer von Somalia und den USA.
Zu Oberst steht das Kindeswohl (Artikel 3), das bei allem staatlichen Handeln Vorrang vor anderen Interessen haben soll, sobald Entscheidungen Kinder betreffen. Einige der zentralen Kinderrechte sind die Rechte auf
Über die Einhaltung der Kinderrechte wacht der UN-Kinderrechtsausschuss. Alle fünf Jahre sind die Unterzeichner-Staaten dazu verpflichtet, dort einen Bericht einzureichen. Darin soll geschildert werden, wie gut die UN-Kinderrechtskonvention von ihnen durchgesetzt wird. Zusätzlich veröffentlicht die Zivilgesellschaft in vielen Ländern einen ergänzenden Bericht und reicht ihn beim UN-Ausschuss ein. Auch Kinder können einen Bericht an den UN-Ausschuss schicken.
Sollten Staaten die Pflichten und Ziele aus der UN-Kinderrechtskonvention nicht einhalten, kann der UN-Kinderrechtsausschuss lediglich Empfehlungen aussprechen und Stellungnahmen veröffentlichen. Sanktionen gegen Regierungen gibt es nicht. Der öffentliche Druck, der aus einer Empfehlung des UN-Ausschusses entsteht, ist allerdings häufig ein Antrieb für Regierungen, Verbesserungen vorzunehmen.
Der Anbau von Tabak ist sehr arbeitsintensiv. Trotzdem verdienen Kleinbauernfamilien im Globalen Süden selten genug, um ihren Lebensunterhalt nachhaltig zu sichern oder weitere Arbeiter*innen anzustellen. Deshalb helfen in vielen Ländern Kinder ab fünf Jahren auf den Feldern mit, unter anderem in Malawi, Sambia, Brasilien, Indonesien und den USA.
Diese Arbeit birgt große gesundheitliche Gefahren. Der (regelmäßige) Kontakt mit den Tabakpflanzen führt zu Nikotinvergiftungen, auch als Grüne Tabakkrankheit bekannt. Aber auch die verwendeten Dünger und Pestizide, die oft ohne Schutzkleidung aufgebracht werden, führen zu Vergiftungen. Organophosphate und andere Agrochemikalien verursachen zum Beispiel Übelkeit, Depressionen und Suizidtendenzen. Daneben sind scharfe Werkzeuge eine erhebliche Verletzungsgefahr.
Während die Kinder auf dem Feld arbeiten, können sie natürlich nicht in der Schule sein. Gerade in der Erntezeit verpassen sie deshalb den Unterricht. Wenn sie trotz Arbeit in die Schule gehen, sind sie häufig müde und erschöpft.
Im Tabakanbau werden also vor allem diese Kinderrechte verletzt: Gesundheit, Bildung, Freizeit, und Schutz vor wirtschaftlicher Ausbeutung.
Um Kinder in Tabak anbauenden Familien zu stärken, müssen die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Familien verbessert werden.
Für die konkrete Arbeit im Tabakanbau benötigen die Farmer*innen Schulungen zum sicheren Umgang mit Chemikalien und den grünen Tabakblättern (also dem Nikotin darin). Sie müssen wissen, wie sie Kinder vor diesen Giften schützen können. Dafür sollten staatliche Inspektionen von Tabakfarmen durchgeführt werden, die außerdem dabei unterstützen können, ausbeuterische Kinderarbeit zu bekämpfen.
Tabakanbauländer sollten eine staatliche, von der Tabakindustrie unabhängige Qualitätsprüfung von Rohtabak einführen, um Preismanipulationen durch Rohtabak-Aufkäufer vorzubeugen und angemessene Preise für die Farmer*innen zu ermöglichen.
Um diesen Kindern eine Zukunftsperspektive zu eröffnen, muss der Zugang zu kostenloser, flexibler und qualitativ hochwertiger Bildung gesichert werden. Langfristig müssen die erwachsenen Tabakbäuerinnen und -bauern darin unterstützt werden, alternative Einkommensmöglichkeiten zum Tabak zu finden.
Staaten wie Deutschland profitieren und unterstützen durch den Import des Rohtabaks diese Arbeitsbedingungen. Deshalb hat die deutsche Regierung die Verantwortung, Unternehmen für Verletzungen von Kinderrechten in ihrer Lieferkette zur Rechenschaft zu ziehen.
Rauchen hat negative Folgen für die Gesundheit. Für Kinder und Jugendliche ist aber besonders das Passivrauchen schädlich. Wenn werdende Mütter Passivrauch ausgesetzt sind, wirkt sich das auf das ungeborene Kind im Mutterleib aus. In der Schwangerschaft erhöht diese Belastung das Risiko für Fehl-, Früh- und Totgeburten und andere Entwicklungsstörungen.
Bei Kindern und Jugendlichen führt Passivrauchen zum Beispiel gehäuft zu Atemwegserkrankungen bis hin zu Asthma und zu Mittelohrentzündungen. Diese Risiken sind besonders groß, wenn in geschlossenen Räumen wie zum Beispiel in der Wohnung oder im Auto in Anwesenheit von Kindern geraucht wird.
Wenn Kinder und Jugendliche rauchen, sind sie mit den selben drohenden Folgeschäden konfrontiert wie alle Rauchenden: unter anderem verschiedene Krebsarten, akute Erkrankungen der Atemwege und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Hinzu kommt eine höhere Wahrscheinlichkeit langfristig abhängig zu werden. Studien haben ergeben, dass etwa 90 % der Raucher*innen vor dem 18. Lebensjahr damit begonnen haben.
Jugendliche werden zum Rauchen von mehreren Seiten verleitet: das Rauchverhalten des sozialen Umfelds und ein allgemein positives Image des Rauchens tragen zu einer niedrigen Hemmschwelle bei. Gleichzeitig zielt Tabakwerbung oft auf Kinder und Jugendliche ab. Die Marketingstrategie ist dabei klar: Rauchen soll dynamisch, cool und in wirken. Neben der in Deutschland immer noch erlaubten klassischen Plakatwerbung verbreiten Zigarettenunternehmen ihre Botschaften unter anderem über Influencer*innen in den Sozialen Medien und Sponsoring von Sport- und Musikveranstaltungen, in denen vor allem junge Menschen zu finden sind.
Durch Tabakkonsum werden also folgende Kinderrechte verletzt: Leben und Entwicklung, Gesundheit und Schutz vor Suchtstoffen.
Um die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu schützen und ihre gesunde Entwicklung zu fördern, muss der Konsum von Tabakprodukten reduziert und stark reguliert werden.
Der Verkauf von Zigaretten, Tabak- und anderen Nikotinprodukten an und durch Minderjährige muss verboten sein. Ergänzend braucht es ein umfassendes Verbot von Tabakwerbung sowie von Promotion und Sponsoring durch die Tabakindustrie.
Besonders effektiv wird Tabakkonsum reduziert, wenn Tabaksteuern regelmäßig erhöht werden, angepasst an die nationale Kaufkraft. Am besten werden sie mit einer strengen Regulierung der Verpackungen wie zum Beispiel Einheitsverpackungen kombiniert.
Um Kinder und Jugendliche konkret vor Passivrauchen zu schützen, muss der Nichtraucherschutz alle Orte umfassen, an denen sich Kinder aufhalten. Darüber hinaus müssen werdende und junge Eltern gezielt über die Folgen von Passivrauchen informiert werden, um ihnen das notwendige Wissen zu vermitteln.
Und schließlich sind zielgruppenspezifische Präventionsprogramme und kostenlose Entwöhnungsangebote für Jugendliche, schwangere Frauen und werdende Eltern nötig.
Kinder haben ein Recht auf eine tabakfreie Welt.
Downloads:
Kinder haben ein Recht auf eine tabakfreie Welt [Factsheet]
Wie Marketing für Tabak- und Nikotinprodukte Kinderrechte verletzt [Factsheet]
Kinderrechte und Tabakkontrolle [Broschüre]