Tabak – eine Gefahr für die Umwelt, damit hat die Weltgesundheitsorganisation WHO schon im Dezember zum Weltnichtrauchertag 2022 aufgerufen. Denn mit Tabak vergiften wir unseren Planeten: vom Tabakanbau und der Trocknung der Tabakblätter über die Zigarettenherstellung bis hin zum Kippenmüll – Umweltverschmutzung ist auf allen Ebenen die Folge.

Die Tabakindustrie schadet der Umwelt von Anfang bis Ende des Tabakzyklus, mit den größten Auswirkungen im Globalen Süden. Denn dort wird der überwiegende Teil des weltweit gehandelten Tabaks angebaut, geerntet und getrocknet. Dies fügt Böden, Gewässern und Wald immense Schäden zu und belastet damit auch das Klima.

Der ökologische Fußabdruck der Tabakindustrie entspricht jährlich 84 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten, wie britische Wissenschaftler*innen errechnet haben. Das ist ungefähr so viel wie die Emissionen von ganz Österreich oder zweimal Dänemark.

Tabakanbau und Tabaktrocknung: Umweltzerstörung im Globalen Süden

Im Tabakanbau werden Düngemittel und Pestizide intensiv eingesetzt, zum Teil auch solche, die in der EU verboten sind. Bei Regen werden die Chemikalien aus den Tabakfeldern ausgewaschen und landen im Grundwasser, in Flüssen und in Meeren. Dort schaden sie dem Fischbestand und der Biodiversität der Gewässer.

Zusätzlich wird sehr viel Oberflächen- und Grundwasser für den Anbau benötigt. 3.000 Liter Wasser pro Kilo Rohtabak werden dafür in Tabakanbauländern aus den Oberflächen- und Grundwasserreserven entnommen. Wasserknappheit und Wasserverschmutzung durch Tabakanbau sorgen also auch für Wasserstress in Ländern wie Bangladesch, Sambia oder Tansania.

Nach der Ernte werden die Tabakblätter der unterschiedlichen Sorten getrocknet. Die Sorte Virginia, größter Bestandteil in den Tabakmischungen von Zigaretten, wird in Trockenöfen aufgehängt und über heißer Luft getrocknet. Dafür werden weltweit jährlich rund 8 Millionen Tonnen Feuerholz benötigt, das meist aus umliegenden Wäldern zur direkten Verfeuerung eingeschlagen wird.

Außerdem werden auch Waldbestände für Erschließung neuer Tabakfelder gerodet. Weltweit werden so für den Tabakanbau und die Trocknung jährlich mindestens 200.000 Hektar Wald abgeholzt. Dabei sind die Folgen für den Miombo, einen sehr großen Trockenwaldgürtel im südlichen Afrika, am schwersten. In den Tabakanbaugebieten in Tansania sind bis zu 6,5% der Entwaldung auf Tabak zurückzuführen, in Simbabwe sind es etwa 14% und für Malawi werden 26% geschätzt.

Zigarettenherstellung: Wasserverschwendung und -verschmutzung

Bei der Aufbereitung von Tabak und der Herstellung von Zigaretten werden weltweit etwa 60 Millionen Tonnen Frischwasser pro Jahr verbraucht. Gleichzeitig werden dabei 55 Millionen Tonnen kontaminiertes Abwasser erzeugt. Das Abwasser enthält eine Reihe von Giftstoffen, darunter Ammoniak, Nikotin, Salzsäure, Nitrat, Chlor, Bleiverbindungen, Schwermetalle und viele weitere.

Bis zur fertigen Zigarette in der Packung werden außerdem noch Zigarettenpapier, Filter aus Plastik (Zelluloseacetat) sowie Karton und Kunststofffolie für die Verpackungen benötigt. Die Umweltlasten dieser Komponenten – Waldabholzung, Wasser- und Erdölverbrauch – sind hier nicht mit eingerechnet.

Zigarettenmüll: Gift für die Umwelt

Nach dem Rauchen werden Zigarettenkippen häufig einfach in der Umwelt entsorgt. Jährlich sind es weltweit etwa 4,5 Billionen Kippen, und an den Stränden der Welt sind Zigarettenkippen das häufigste Müllobjekt. Sie enthalten einerseits Plastikfilter und andereseits Tabakreste, die Gewässer und Meere vergiften.

Laut einer Forschung zur Nikotinbelastung von Gewässern kann eine einzige Kippe 1.000 Liter Wasser so stark kontaminieren, dass Wasserorganismen wie zum Bsp. kleine Planktonkrebse geschädigt werden. Außerdem wurde die Wirkung von verunreinigtem Wasser auf Fische erforscht: 1 Kippe auf 1 Liter Wasser führt dazu, dass die Hälfte der darin schwimmenden Fische stirbt.

Die Plastikfilter sind biologisch nicht abbaubar, sondern zerfallen in kleinste Einzelteile, in Mikroplastik. Vögel, Fische und Meeressäugetiere können Kippen mit Futter verwechseln und so kann auch dieses Mikroplastik über die Nahrungskette zurück zum Menschen gelangen.

Die Umwelt aktiv schützen

Für all diese Schäden sollte zuvorderst die Tabakindustrie in Verantwortung genommen werden. Ein weiter geschärftes Lieferkettengesetz muss dafür sorgen, dass Tabakfirmen ihren Sorgfaltspflichten für die Umwelt im Globalen Süden nachkommen und für die verursachten Schäden aufkommen müssen. Und eine Umsetzung der EU-Richtlinie für Einwegplastik in Deutschland muss die Tabakindustrie für die Kosten der Entsorgung von Zigarettenfiltern in die Pflicht nehmen.

Für eine langfristige Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen müssen Tabakbäuerinnen und -bauern beim Umstieg vom Tabakanbau zum Anbau nachhaltiger Kulturen unterstützt werden. Alternativen sind z.B. Nahrungsmittel, Bambus oder Kenaf.

Mit vielfältigen Aktionen können Sie selbst diesen Gefahren etwas entgegensetzen: beim Trendsport Plogging mitmachen (Müllsammeln beim Joggen), Putzaktionen in Parks und an Stränden organisieren oder vielleicht eine Infografik an einem typischen Raucherplatz aufhängen.

Raucher*innen empfehlen wir stark, das Rauchen aufzugeben. Geben Sie Rauchenden in ihrem Umfeld gute Argumente an die Hand: mit dem Rauchstopp die eigene Gesundheit und die Gesundheit der Mitmenschen schützen, und gleichzeitig die Umwelt schützen – ein Grund mehr mit dem Rauchen aufzuhören!

Wir verfolgen die Vision einer tabakfreien Welt und stehen mit über 50 anderen Organisationen hinter der Strategie für ein tabakfreies Deutschland 2040.

Tabak Gefahr Umwelt

Die Zigarettenindustrie hat einen ökologischen Fußabdruck so groß wie Österreich oder zweimal Dänemark.