Anlässlich der 18. Deutschen Konferenz für Tabakkontrolle am 2. Dezember 2020 in Heidelberg veröffentlichen wir ein Statement zu den Strategien der Tabakindustrie in der Coronakrise.

Viele Tabakunternehmen nutzen die Krise, um sich in der Öffentlichkeit als sozialverantwortliche Partner darzustellen. Sie geben sich als vermeintlich seriöse Forschungseinrichtungen aus und verstärken weltweit ihre Lobbyaktivitäten, um gesundheitspolitische Initiativen zu hintertreiben. Wir nennen das Crisis Washing.

Die Verursacher der weltweiten Tabakepidemie treten angesichts der weltweiten Corona-Pandemie als Retter in der Not auf. Das ist grotesk.

(Landes-) Regierungsstellen und soziale Einrichtungen arbeiten mit einer Branche zusammen, die ihre hohen Profite mit der Sucht auf Kosten der Gesundheit erwirtschaftet und keinerlei Mehrwert für die Gesellschaft erzeugt. Das ist unverantwortlich.

Staatliche Stellen, die Kooperationen mit Tabakunternehmen eingehen, verletzen damit das WHO-Tabakrahmenübereinkommen (WHO FCTC), das Deutschland ratifiziert hat. Sie sind durch Artikel 5.3 verpflichtet, keine Kooperationen mit der Tabakindustrie einzugehen.

Tabakfirmen diskreditieren kontinuierlich seriöse Wissenschaft und säen Zweifel mit eigenen interessensgeleiteten Publikationen. Mit verstärkten Lobbyaktivitäten treibt die Industrie ihre Interessen voran, um gesundheitspolitische Regulierung zu verhindern.

Doch die Tabakindustrie ist für zahlreiche Menschenrechtsverletzungen verantwortlich. Das Recht auf Gesundheit der Konsument*innen ihrer Produkte wird massiv verletzt. Die Ausbeutung von Tabakfarmer*innen, darunter viele Kinder und Frauen, im Globalen Süden bricht internationale völkerrechtliche Normen. Die Tabakindustrie steht damit gegen weltweit beschlossene Ziele für eine nachhaltige Entwicklung und behindert massiv deren Umsetzung.

Wir fordern daher die Bundesregierung sowie Landesregierungen, Regierungsstellen und Behörden sowie zivilgesellschaftliche Initiativen dazu auf, alle Kooperationen mit der Tabakindustrie zu beenden und wachsam zu sein, welche Strategien die Tabakindustrie in der Coronakrise anwendet.

Lesen Sie unser Statement

Website der Konferenz

COVID-19: Jetzt mit dem Rauchen aufhören

Falsche Freunde: Tabakindustrie in der Coronakrise

Index zur Einflussnahme der Tabakindustrie in Deutschland

„Die Tabakindustrie spielt Retter in der Not, nachdem sie das Schiff versenkt hat. Sozialverantwortlich wäre es, den Verkauf ihrer Produkte einzustellen.“ Jan Schulz, Unfairtobacco