Zur sofortigen Veröffentlichung: Mittwoch, den 4. Dezember 2019

Bündnis aus zwanzig Gesundheits-, Entwicklungs- und Kinderrechtsorganisationen veröffentlicht Broschüre über Kinderrechte und Tabakkontrolle und fordert umfangreiche Maßnahmen zur Förderung des Nichtrauchens.

Heidelberg – Pünktlich zur 17. Deutschen Konferenz für Tabakkontrolle präsentieren das Deutsche Krebsforschungszentrum, der Ärztliche Arbeitskreis Rauchen und Gesundheit, VIVID – Fachstelle für Suchtprävention in Österreich, die Kindernothilfe, Unfairtobacco und andere Organisationen die Broschüre Kinderrechte und Tabakkontrolle: Das Recht auf eine tabakfreie Welt.

Sie gibt einen Überblick über den Zusammenhang zwischen Kinderrechten, nachhaltiger Entwicklung und Tabakprävention. Im Fokus stehen medizinische Folgen sowie soziale Ungleichheiten des Rauchens und Passivrauchens bei Kindern, Tabakwerbung durch Influencer*innen, die Rechtslage zum Kindeswohl bei Passivrauchbelastung zu Hause und Kinderarbeit im Tabakanbau. Das Schlusskapitel gibt ausführliche Empfehlungen an die Politik. Kinder kommen an zentraler Stelle selbst zu Wort und erzählen beispielsweise von der Arbeit auf dem Tabakfeld oder Passivrauchen zu Hause.

Laura Graen, Politikberaterin bei Unfairtobacco, kritisiert: „Durch seine mangelhafte Tabakkontrollpolitik verstößt Deutschland gegen die grundlegenden Kinderrechte auf Gesundheit und Leben. Außerdem müssen die Kinderrechte entlang der gesamten Lieferkette geschützt werden, denn Zigarettenkonzerne profitieren von Kinderarbeit. Es ist längst überfällig, dass die Bundesregierung ihren völkerrechtlichen Pflichten nachkommt und die Tabakindustrie in die Schranken weist.“

Auch Ute Mons, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention am Deutschen Krebsforschungszentrum, fordert die Politik auf, es den europäischen Nachbarn gleich zu tun und konsequenter das Nichtrauchen zu fördern: “Deutschland hat in dieser Hinsicht in den letzten Jahren wenig geleistet und bietet daher der Tabakindustrie im europäischen Vergleich geradezu paradiesische Verhältnisse – mit gravierenden Folgen: Jedes Jahr sterben in Deutschland rund 121.000 Menschen an den Gesundheitsschäden, die das Rauchen verursacht.”

Mit Nachdruck setzt sich Friedrich Wiebel, Bundesvorsitzender des Ärztlichen Arbeitskreises Rauchen und Gesundheit e.V., für den rechtlichen Schutz von Kindern und Jugendlichen ein: „Kinder und Jugendliche sind durch Rauchen in doppelter Hinsicht gefährdet. Sie reagieren besonders empfindlich auf ein ihnen aufgezwungenes Passivrauchen. Sie sind empfänglich für Tabakwerbung, die sie zu lebenslangen Rauchern machen kann. Wir Ärzte fordern daher für Kinder und Jugendliche strikten Schutz vor Passivrauchen und ein Verbot der Tabakwerbung ohne Ausnahmen.“

„Ein Rauchverbot im Auto bei Anwesenheit von Kindern und Schwangeren muss 2020 vom Bundestag beschlossen werden“, fordert Martin Mlinaric von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, einer der Autor*innen der Broschüre. „Wir wissen, dass die Passivrauchbelastung in einem kleinen geschlossenen Raum wie dem Auto mit dem toxischen Ausmaß einer Raucherkneipe vergleichbar ist. Mindestens 20% der Jugendlichen sind wöchentlich Passivrauch in Kraftfahrzeugen ausgesetzt. Ein Verbot würde vor allem sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche sowie ungeborenes Leben schützen.“

Waltraud Posch von der VIVID – Fachstelle für Suchtprävention in Österreich erklärt: “Erwachsene sind Vorbilder für Kinder und Jugendliche. Wenn wir wollen, dass Kinder vor Tabak geschützt werden, müssen wir auch bei den Erwachsenen ansetzen.“

Anne Jacob, Advocacy Officer bei der Kindernothilfe, hat das Kapitel über Kinderarbeit verfasst und stellt fest: “Zu oft steht Kinderarbeit am Anfang einer jeden Zigarette, die hier in Deutschland geraucht wird. Bauernfamilien schuften unter ausbeuterischen Bedingungen und haben kaum genug Lohn, um die eigenen Kinder zu versorgen. Die Tabakindustrie verschließt die Augen vor den Kinderrechtsverletzungen in ihrer Lieferkette. Es braucht endlich ein Lieferkettengesetz!”

Die Broschüre wurde im Netzwerk für Kinderrechte und Tabakkontrolle erarbeitet, das im September 2018 gegründet wurde und von Unfairtobacco koordiniert wird. Das Netzwerk hat die Vision, bis 2040 eine tabakfreie Welt zu erreichen. Es versteht sich als ein Netz von Akteur*innen, die ad hoc und flexibel in verschiedenen Konstellationen zusammen Kampagnen, Aktionen, Veranstaltungen und Publikationen organisieren. Über 20 Gesundheits-, Kinderrechts- und entwicklungspolitische Organisationen sowie Expert*innen sind Mitglied.

Link zur Broschüre: unfairtobacco.org/broschuere-kinderrechte-und-tabak

Kontakt: Laura Graen | +49 157 725 922 47 | graen@unfairtobacco.org

Mitzeichnende Organisationen der Broschüre

Action on Smoking and Health (ASH USA)
Ärztlicher Arbeitskreis Rauchen und Gesundheit (ÄARG)
Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK)
Deutsche Gesellschaft für Pneumologie (DGP)
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS)
Deutsche Krebshilfe
Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)
Fachstelle für Suchtprävention Berlin
Frauen Aktiv Contra Tabak (FACT)
Friedensband
Gesellschaft für pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA)
Health Care Plus
IFT-Nord Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung
Karuna pr|events
Kindernothilfe
Rauchfrei Plus – Gesundheitseinrichtungen für Beratung und Tabakentwöhnung
terre des hommes Deutschland
Unfairtobacco
Vivantes Klinikum Neukölln
VIVID – Fachstelle für Suchtprävention (Österreich)

„Es ist längst überfällig, dass die Bundesregierung ihren völkerrechtlichen Pflichten nachkommt und die Tabakindustrie in die Schranken weist.“ Laura Graen, Politikberaterin Unfairtobacco
Broschüre "Kinderrechte und Tabakkontrolle: Das Recht auf eine tabakfreie Welt" © Broschüre Kinderrechte Vorderseite 1 von Unfairtobacco / CC BY-NC-ND 4.0